Appartementhaus an der Weseler Straße in Münster

Städtebau ist nicht statisch – er entfaltet sich im Gehen, im Vorüberfahren, im Blick, der sich durch den Raum bewegt. Der Entwurf dieses Gebäudes entsteht aus genau diesem stadträumlichen Kontext: Es ist kein Objekt, das sich bloß abbilden lässt, sondern eine Architektur, die aus der Bewegung heraus wahrgenommen wird. Die Fassade öffnet und schließt sich im Rhythmus der Stadt, Ecken runden sich ab, Materialien reflektieren Licht – das Haus wird zu einem Element der urbanen Choreografie.

Diese Dynamik prägt auch die städtebauliche Setzung. Entlang der Weseler Straße schließt das Gebäude eine bislang aufgelöste Struktur, fasst die heterogene Bebauung zu einer klaren Kante und setzt zugleich einen markanten Akzent im Straßenraum. Der Baukörper selbst entfaltet sich aus zwei Elementen: dem sechsgeschossigen Hauptgebäude, das die Straßenflucht aufnimmt, und dem kompakteren Townhouse an der Lühnstiege, das sich in die bestehende Struktur einfügt. Beide Teile sind miteinander verbunden, reagieren auf ihre Nachbarschaft und formen gemeinsam einen geschützten Innenbereich.

Auch die Materialität trägt zur Wahrnehmung in der Bewegung bei. Ein monolithisches, rotes Verblendmauerwerk verankert das Gebäude in der städtischen Tradition Münsters, während die abgerundete Gebäudeecke eine weiche, fließende Geste in den Stadtraum setzt. Die Höhenstaffelung verstärkt diese Wirkung: Am Eckpunkt erreicht das Gebäude seinen höchsten Punkt, um sich dann zum südlichen Nachbarn hin sanft abzustufen. Das zurückgesetzte Dachgeschoss, mit kupferfarbener Stehfalzeindeckung und markanten Gauben, verleiht dem Bau eine eigene Silhouette, die sich mit wechselnden Blickwinkeln verändert.

Auch das Wohnen selbst ist in Bewegung gedacht: Balkone, Loggien und Dachterrassen schaffen Zwischenräume, die den privaten Innenraum mit dem offenen Außenraum verweben. Der Innenhof bildet dabei einen geschützten Gegenpol zur Straße, eine Rückzugsfläche, die durch eine begrünte Pergola über dem Parkgeschoss zusätzlich strukturiert wird.

So entsteht ein Gebäude, das sich nicht nur in den Stadtraum einfügt, sondern mit ihm interagiert – ein Bau, der nicht bloß steht, sondern sich entfaltet, im Vorbeigehen, im Erleben, in der Bewegung.